klasse Klassenfahrt – die 3b entert Langeoog
Fünf großartige Tage durfte die 3b auf der Nordseeinsel Langeoog verbringen. Wäre diese Klassenfahrt ein Gemälde, es würde den Titel „Strandszene mit glücklichen Kindern“ tragen. Um die Eltern in der Ferne des verregneten Münsterlandes über die Abenteuer ihrer Sprösslinge informiert zu halten, hat einer der begleitenden Väter einen Online-Blog geschrieben. Hier ein paar Auszüge
Montag, 30. Mai, 10.20 Uhr
Wir sind nicht mehr aufzuhalten. Der Bus rollt, die Sonne scheint, der Verkehr fließt. Noch ist keinem schlecht, die Aufregung bricht sich bislang in anhaltendem Sitzplatzwechsel Bahn. Die „Wann sind wir da“-Fragen kommen noch im Minuten- nicht im Sekundentakt. Läuft bei uns.
Montag, 30. Mai, 17.50 Uhr
Diese. Kinder. Sind. Glücklich!
Ein kurzer Gang zum Strand, nur um mal zu gucken, wie das da so aussieht, wird für zwei Drittel der Klasse direkt zum Vollbad. Als hätten die Kinder noch nie das Meer gesehen, als würde der Strand morgen abgebaut werden, als wäre das Wasser nicht schweinekalt, als hätte keiner gesagt „Heute noch nicht ins Wasser“. Aber die Sonne scheint, es ist das Meer, es ist Klassenfahrt. Kurz gesagt: Diese Kinder sind glücklich. Und diese Klassenfahrt ist der Hauptgewinn.
Dazu trägt auch das sehr schöne Landschulheim des Ratsgymnasiums Bielefeld bei. Die Zimmer sind etwas mönchisch aber top in Schuss. Die ganze Anlage ist toll – und das auch noch schlappe fünf Minuten vom Meer entfernt. Alles ist toll. Und das ist erst der erste Tag.
Di. 31. Mai, 12.15 Uhr
Wenn Kinder das Meer sehen, brennen bei ihnen alle Sicherungen durch. Komplett. Hirn ab in den Strandkorb und rein ins Wasser. Ungeachtet der Tatsache, dass das Wasser geschätzte 15 Grad (in Worten fünfzehn) hat. Dafür gibt es nur ein Wort: arschkalt. Aber den Kindern war das egal und dafür gebührt ihnen Respekt. Bevor sie zu Fischstäbchen wurden, haben wir sie wieder rausgeholt – aber nur gegen Protest.
Drei weitere Erkenntnisse der ersten 24 Stunden Insel:
- Es gibt wenig Idyllischeres, als im Abendrot zwischen Deich und Pferdeweiden Fußball zu spielen.
- Zapfenstreich müssen wir noch üben (zwischen 11.30 Uhr und 1.30 Uhr waren die Akkus der Kinder erst leer).
- Kinder trocknen freiwillig und gerne Geschirr ab. Irre, aber wahr – nutzt das aus, liebe Eltern.
Di. 31. Mai, 19.45 Uhr
Eine Seefahrt, die ist lustig …
… eine Seefahrt, die ist schön. Ab auf den Fischkutter – bzw. das Ausflugschiff mit Schaufang. Ein wenig Cruisen im Wattenmeer, dann zwischen Langeoog und Baltrum ein Stück in die echte Nordsee und wieder zurück – alles bei Mittelmeersonne. Beim Schaufang gab es zwar keine Fische (zu früh im Jahr), aber dafür Seesterne, Austern, Garnelen und Strandkrabben. Ich schau dir in die Stielaugen, Kleines. Dazu viele lehrreiche Erklärungen von einem altgedienten Nordseefahrer, über dessen ansehnlichen Bauch sich ein T-Shirt mit der wundervollen Aufschrift „Fotomodell im Ruhestand“ spannte.
Nach der Kutterfahrt umfangreiche Bewegungstherapie auf dem Spielplatz und dem Bolzplatz. Hatten wir schon erwähnt, dass es uns gut geht hier? Und in Münster so?
Mi. 1. Juni, 13.15 Uhr
Ist einfach so viel davon hier von diesem Meer. Unser Strand-Repertoire haben wir mittlerweile erweitert: zu hysterischem Hüpfen in hundskaltem Wasser und manischem Buddeln in nassem Sand ist jetzt noch der Menschenpyramidenbau gekommen. Bis Freitag bekommen wir alle Kinder aufeinander.
Mi. 1. Juni, 20.20 Uhr
… dachten sich die Erwachsenen bei der Wattwanderung mit dem wettergegerbten Wattführer Ossi, der seit geschätzt 100 Jahren die gleichen Sprüche bringt. Das tolle daran: Die Kinder fanden Ossi echt lustig. Begeisterungsfähigkeit ist eine der wirklich fantastischen Sachen in diesem Alter.
Auf jeden Fall sind die Kinder jetzt Experten in Möwologie, wissen, dass man komische grüne Blätter, die da wachsen, essen kann und vor allem, dass man sich mit Wattschlamm spitzenmäßige Kriegsbemalung machen kann. Ein bisschen schattig war es allerdings, als der Nordseewind über den Schlick kroch. Da scheiden sich die Insulaner von den Landratten – und wir waren ganz klar als letztere zu erkennen.
Morgen ist schon der letzte volle Tag auf der Insel – bloß nicht drüber nachdenken.
Do. 2. Juni, 14.45 Uhr
Irgendwann musste es ja kommen das schlechte Wetter. Nach einem Bilderbuchvormittag im Dorf und am Strand hat es tatsächlich geregnet. Frechheit. Aber eine der schönen Sachen an der See ist ja der schnelle Wetterwechsel. Inselwind und Sonne trocknen die nassen Sachen bereits wieder. Viele der Kinder entdecken währenddessen zum ersten Mal, dass dieses Haus tatsächlich auch Duschen hat. Aber Körperpflege auf Klassenfahrten wird eh überbewertet.
Do. 2. Juni, 22.30 Uhr
Der letzte Abend – irgendwann musste er ja kommen. Aber er hätte besser nicht sein können. Nach nachmittäglichem Packen und Fegen lud Herr Walter zu einem abendlichen Spaziergang ein. Der war derart perfekt kitschig, das hätte eine Rosamunde Pilcher Verfilmung sein können. Halt an der Eisbude im Ort, Herr Walter gibt einen aus. Gang zum Wasserturm hoch, Blick in einen lächerlich perfekten Sonnenuntergang. Runter zum Strand und Gruppenfoto vor eben diesem Sonnenuntergang – die Quintessenz dieser Klassenfahrt in Postkartenform.
Zum Idyllischen kam dann noch das dramatisch Mystische: Die rituelle Verbrennung des Klassenratsbuches. Einigen Kindern war es verdächtig wichtig, dass in dem Werk, das alle Streitereien der Vergangenheit enthält, nichts mehr zu entziffern ist.
Vor dem Zubettgehen waren von den Kindern die ersten Noten für die Klassenfahrt zu hören: 1. Mit Sternchen.
Fr. 3. Juni, 11 Uhr
„Warum müssen wir heute schon fahren?“
Diese Frage mussten die Erwachsenen heute beständig beantworten. Aber mal ehrlich: Von einer schöneren Frage konnte man sich kaum nerven lassen. Die Blicke, die die Kinder von der ablegenden Fähre in Richtung sich entfernende Insel schweifen ließen, darf man getrost als wehmütig bezeichnen. Aber da war noch etwas anderes in den Augen: Ein Funkeln, das von einer tollen Zeit und vielen Erlebnissen kündet. Diese Reise wird vorhalten. Jeder wird auf Jahre und Jahrzehnte kleine besondere Erinnerungen an die Zeit mit sich tragen.
Zum Schluss ein besonderer Dank der Eltern an Herrn Walter und Frau Freimanis für Organisation und Begleitung dieser klasse Klassenfahrt.